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Monday, August 24, 2020

Räte wollen die Kirche im Dorf lassen - Schwäbische

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Es ist dem Sigmarszeller Gemeinderat nicht leicht gefallen, mit den drei in der Gemeinderatssitzung im Juni vorgestellten Planungen beim Amt für ländliche Entwicklung Fördergelder für die Neugestaltung des Kirchdorfes zu beantragen. Denn Teile des Gremiums waren sich unsicher darüber, ob die Entscheidung für einen der Pläne bedeutet, dass der Dorfplatz dann auch tatsächlich genau so gestaltet werden muss. Denn letztendlich wurde deutlich, dass der Rat mit keiner der Gestaltungsideen einverstanden ist. Stattdessen wollen die Räte selbst Planungsvorschläge machen und Bürger wie auch Kirchengemeinde mit ins Boot holen.

Eigentlich hätte der Gemeinderat gerne auf seiner jüngsten Klausurtagung jene drei Pläne durchdiskutiert, die drei Ingenieurbüros auf der Gemeinderatssitzung im Juni dem Gremium vorgestellt hatten (die LZ berichtete). Doch auch wenn diese intensive Gesprächszeit, in der das Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit getagt hat, fruchtbar gewesen sei, wie Bürgermeister Jörg Agthe versicherte, so sei das Gremium doch nicht dazu gekommen eben diese drei Gestaltungsvorschläge zu diskutieren. Und genau dies sollte nun in der jüngsten Sitzung am Donnerstag nachgeholt werden. Denn, so erklärte der Bürgermeister später, die Einreichung der Gestaltungsvorschläge sei die Grundlage dafür, dass die Gemeinde überhaupt Fördergelder beim Amt für ländliche Entwicklung beantragen könne. „Ich will noch dieses Jahr dem Amt eine Rückmeldung geben, wie die Gemeinde gedenkt vorzugehen“, so Agthes Plan.

Doch Ratsmitglied Nina Ehrle wollte die Entscheidung darüber lieber verschieben. Sie schlug vor, die Frage, „ob wir die Kirche im Dorf lassen sollen oder nicht“, wie ursprünglich geplant, nicht-öffentlich zu diskutierten. Eine Ansicht, die auch Sebastian Seigerschmidt mehr als einmal vertrat und das Thema „heute auf der Tagesordnung fehl am Platz“ fand. Und Martin Rädler argumentierte gar, „das ist ein Riesenprojekt, was wir da unten starten. Wenn wir den Zuschuss kriegen, entsteht bei der Bevölkerung eine Erwartungshaltung, dass das dann auch gemacht wird.“ Zudem verwies er auf die hohen Kosten, die im Falle einer Umsetzung der Pläne auf die Gemeinde zukämen.

Woraufhin der Bürgermeister versicherte, „die Gemeinde hält die Finanzen im Blick und wird keine Fantasieprojekte starten“. Außerdem erinnerte er an den eigentlichen Anlass des Vorhabens, indem er darauf hinwies, dass das komplette Kanalsystem auf jeden Fall saniert werden müsse und auch der Friedhof einen barrierefreien Zugang bräuchte. Im Zuge dessen sei für eine Neugestaltung des Platzes genau der richtige Moment. „Wenn es gelingen würde, dass wir eine 50-prozentige Förderung bekommen, hätten wir schon gewonnen“, machte er klar und erklärte, dass dann quasi das, was die Gemeinde ohnehin machen müsste, gleich mitbezahlt werden würde.

Auf den Punkt brachte es Theresia Gsell. Letztendlich hatte es bis zu diesem Zeitpunkt der Diskussion niemand direkt ausgesprochen, aber bis zum Ende des Tagesordnungspunktes sollte klar werden, dass die Mehrheit des Rates die von den Fachplanern ausgearbeiteten Entwürfe als zu „groß“ empfindet und die Pläne in dieser Form nicht gefallen. Daher betonte die Gemeinderätin, „wir brauchen eine schlanke und keine überdimensionierte Lösung“ und erklärte, dass auch die Bürger eine Lösung für den Dorfplatz erwarten würden. Hinzu käme, dass es im Dorfzentrum zu wenige Parkplätze gebe. Deshalb kam sie zu dem Schluss: „Irgendwas muss passieren.“

„Wir sind auch für eine preiswerte Lösung. Es soll kein Geld verschwendet werden“, betonte Christian Kern, dem der Rat Rederecht erteilt hatte. Der Kirchenpfleger hatte im Januar zur Dorfplatzsanierung im Zuge der Kanalarbeiten angeregt und plädierte auch mehr als ein halbes Jahr später leidenschaftlich für die Platzverschönerung. „Jetzt haben wir die historische Chance, das alles schöner zu machen, ohne dass es uns mehr kostet. Wir haben mehr Nutzen für nicht mehr Geld. Hier kann man kreativ gestalten für die nächsten 50 Jahre“, sagte er und stellte ein Entgegenkommen der Kirche in Aussicht. Im Unterschied zur Kirche verfügt die Gemeinde nämlich um den Dorfplatz herum über keine eigenen Flächen für den dringend benötigten Parkplatz.

Harte Überzeugungsarbeit musste der Bürgermeister leisten, als es um eine Entscheidung ging. Dabei hatte Jörg Agthe Mühe, dem Gremium begreiflich zu machen, dass die Entscheidung für einen der Pläne zwar nicht bindend, dafür aber grundlegend für die Beantragung der Fördermittel sei. „Man kommt schnell genug auf den Boden der Tatsachen zurück. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Jetzt gilt es aber, die Form zu wahren.“

Am Ende einigte der Rat sich doch darauf, die drei Gestaltungsentwürfe beim Amt für ländliche Entwicklung einzureichen. Allerdings mit dem Hinweis, dass die Gemeinde die Planung des Ingenieurbüros Daeges vorzieht, weil diese das Verkehrskonzept mit Kreisverkehr sowie die Schaffung von Parkplätzen hinter der Kirche berücksichtigt. Außerdem behält sich der Rat vor, zusammen mit der Bürgerschaft einen neuen Plan auszuarbeiten.

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August 24, 2020 at 04:30PM
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