Der neue Wanderweg in Müggenburg bei Neuenkirchen sorgt für Zank und Streit in dem Ort. Auf der einen Seite stehen Landwirte und Anwohner, die den Weg grundsätzlich ablehnen. Auf der anderen Seite gibt es die Befürworter, zu denen auch der Bürgermeister zählt. Nette Worte werden schon lange nicht mehr ausgetauscht zwischen beiden Parteien. Mittlerweile kommunizieren Gegner und Befürworter ausschließlich über Anwälte, man sieht sich vor Gericht.
Schwerwiegende Anschuldigungen gibt es auf beiden Seiten. Die Wanderweg-Gegner berichten von einem Klima der Angst im Dorf. Sie trauen sich nicht mehr alleine aufs Feld hinaus, erstatteten sogar Anzeige wegen versuchter Sabotage an Landmaschinen. Die Befürworter hingegen werfen den Landwirten ihrerseits Sachbeschädigung an Gemeindeeigentum vor: Beim Pflügen der Felder soll die Straße nach Panschow schwer beschädigt worden sein. Halmar Quast vom Amt Anklam-Land, spricht auf Nordkurier-Nachfrage von einem Schaden in Höhe von 15.000 Euro.
Erfolgloser Widerspruch
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? In Müggenburg legte die Gemeinde im Frühsommer nach einem auslaufenden Pachtvertrag von landwirtschaftlich genutzter Fläche einen Wanderweg an. Sehr zur Verwunderung einiger Anwohner. Der neue Weg kann nicht mit dem Auto befahren, sondern nur zu Fuß begangen werden. Einige Anwohner sprechen von „Steuerverschwendung“. Sie können den Sinn eines gerade mal 200 Meter langen Wanderweges nicht erkennen, zumal es sich um eine Region ohne Wandertourismus handelt. Sie hätten sich eine richtige Straße gewünscht.
Landwirt Hans-Joachim Holtz ist besonders von der Situation betroffen. Er bewirtschaftete das Land, bevor sein Pachtvertrag auslief und der Wanderweg entstand. „Einen Weg befürworte ich, aber dann auch bitteschön eine Straße, die man mit einem PKW befahren kann, von wo aus man die anschließenden Grundstücke erreichen kann. Auch die Müllabfuhr hätte es dann viel leichter bei ihren Fahrten im Dorf“, sagt Holtz, der sich bei der jüngsten Kommunalwahl als Gegenkandidat zu Bürgermeister René Borgwardt aufstellen ließ – und unterlag. Gemeinsam mit anderen Anwohnern legte der Landwirt Widerspruch gegen die Widmung als Wanderweg ein. Erfolglos. Auch in einem Gerichtsverfahren wegen Besitzstandsstörung konnten sich beide Parteien auf keinen Kompromiss einigen.
Jetzt soll ein richtiger Wanderweg gebaut werden
Dass es für keine richtige Straße reichte, hat vor allem finanzielle Gründe. „Es gab schon Überlegungen, eine richtige Straße dort zu bauen, aber dafür ist das Budget zu klein“, erklärt Bürgermeister Borgwardt, „Der Weg wurde von den Einwohnern aus Müggenburg und Neuenkirchen selbst angelegt, lediglich die Bepflanzung am Wegesrand hat die Gemeinde bezahlt.“ Von dem für die gepflanzten Bäume ausgegebenen Geld hätte man auch gleich eine Straße bauen können, erwidern seine Gegner.
Inzwischen gibt es konkrete Überlegungen der Gemeinde, den Wanderweg Richtung Panschow auf einer Länge von zwei Kilometern auszubauen. Wenn alles planmäßig verläuft, sollen die Bauarbeiten noch in diesem oder im nächsten Jahr beginnen. Einen Erholungsort für die Bewohner zu schaffen und gleichzeitig die Ortschaften zu verbinden, sei das Ziel, so der Bürgermeister. Dann ergibt das bereits gebaute kurze Teilstück auch mehr Sinn im Gesamtkontext.
Dennoch – die Gegner des Weges bleiben bei ihrer Meinung: Ein Wanderweg für Müggenburg, ob nun 200 Meter oder zwei Kilometer lang, ist Steuergeldverschwendung.
August 21, 2020 at 08:49PM
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Kleiner Weg entzweit ein ganzes Dorf - Nordkurier
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