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Sunday, August 30, 2020

Die Rechtmehringer finden: „Ein Wirt gehört zu einem lebendigen Dorf“ - Oberbayerisches Volksblatt

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  • vonFranz Manzinger
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Ein Dorf ohne Wirtshaus: Das geht nicht, findet Rechtmehrings Bürgermeister Sebastian Linner. Auch die Pfarrgemeinde und die Vereine wünschen sich, dass der Kirchenwirt, der seit Mai dieses Jahres keine Pächter mehr hat, wieder öffnet. Stimmen zu einem Problem, das viele ländliche Kommunen beschäftigt.

Rechtmehring – Eigentümerin des Kirchenwirts ist die Brauerei Unertl aus Haag. Sie verspricht eine moderate Pacht („Lieber sind es ein paar Euro weniger und Pächter und Dorf sind zufrieden“), denn mit dem geschlossenen Kirchenwirt gehe ein Stück Dorfgemeinschaft verloren, so die Unertls.

Saal notwendig für größere Trauergesellschaften

Das sieht auch Friedl Köbinger so. Er war lange Zweiter Bürgermeister und Pfarrgemeinderatsvorsitzender und ist derzeit Kirchenpfleger der Pfarrei Rechtmehring. „Ein Wirt gehört zu einem lebendigen Dorf“, findet er. Natürlich gebe es das Pfarrheim, das für viele, vor allem kleinere Veranstaltungen geeignet sei. Aber gerade nach Beerdigungen sei früher der „Leichentrunk“, also das Totenmahl, oft beim Kirchenwirt eingenommen worden. Die anderen Gasthäuser der Pfarrei Rechtmehring würden dafür auch gut und gerne gebucht, könnten aber nicht die große Anzahl an Gästen bewirten. Vor allem der Saal mit über 150 Plätzen biete die Möglichkeit, mit einer großen Trauergesellschaft Gast zu sein – zumal Kirche, Kirchenfriedhof und Kirchenwirt direkt nebeneinander lägen. „Leib und Seele gehören zusammen“, meint Köbinger. Das sei nicht nur früher so gewesen, das gelte auch heute noch.

Genug Platz im Zentrum: Ideal für die Bürgerversammlung

„Auch der Frühschoppen nach dem Sonntagsgottesdienst fällt jetzt weg“, bedauert er. Das Faschingskranzl der katholischen Frauengruppe war bisher ebenfalls beim Kirchenwirt beheimatet, so Marianne Angerer von der Vorstandschaft. „Wir wollen auch mal feiern, ohne arbeiten zu müssen“, meint sie.

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Kritische Stimmen im Dorf sagen, dass Schützen-, Pfarr- und Sportheim dem Kirchenwirt Gäste wegnähmen. Das sei nicht ganz vor der Hand zu weisen, sagt dazu Bürgermeister Sebastian Linner. „Zu einem Dorf gehört aber ein Wirtshaus“, ist sein Standpunkt. Er schätzt selber das gesellige Beisammensein beim Kirchenwirt. Und stellt bedauernd fest: „Besonders für Bürgerversammlungen ist der Kirchenwirt ideal, wir haben genug Platz und er liegt im Zentrum der Gemeinde.“

Viele Vereine haben ihr Vereinslokal verloren

Linner ist auch Vorstand der Krieger- und Soldatengemeinschaft Rechtmehring. „Wenn der Kirchwirt nicht mehr aufmacht, dann haben wir kein Vereinslokal mehr“, bedauert er. Das betreffe nicht nur die Jahreshauptversammlung zum „Kriegerjahrtag“ Ende Oktober, sondern auch Ausschusssitzungen und die Vereinsutensilien, die beim Kirchenwirt einen guten Platz gefunden hätten. „Wir müssten dann ausweichen auf andere Gasthäuser in der Gemeinde“.

Auch für die Landjugend wäre es schlecht, würde der Kirchenwirt geschlossen bleiben. Denn der hier stattfindende Ball am Faschingssamstag war in den vergangenen Jahren immer ein Erfolg. Alle Plätze waren gefüllt und mit zusätzlichem Bar-Anbau war der Landjugendball nicht nur Treffpunkt für die Jugendlichen, sondern auch eine sehr wichtige Einnahmenquelle für die Landjugend, so Niki Hanslmeier und Sophia Manzinger von der Vorstandschaft.

Der Gartenbauverein hält seine Jahreshauptversammlung jedes Jahr am 14. Februar, dem Valentinstag, beim Kirchenwirt ab. „Wir würden wohl ins Pfarrheim ausweichen können“, so die Vorsitzende Maria Kitzeder. Aber es wäre sehr schade, bedauert sie, zumal auch hin und wieder Ehrungen und andere Vorträge im dafür am besten geeigneten Kirchenwirt-Saal stattfänden.

Schafkopfrunden können nicht mehr stattfinden

Schade sei es auch um den wöchentlichen Schafkopf, denn einige Runden fanden sich vor allem donnerstags und sonntags hier ein, sagen die Fans des Kartenspiels. Auch für Wahlveranstaltungen und größere Feuerwehrtreffen bräuchte Rechtmehring eine passende Lokalität, finden die Vereine.

Warum ist es so schwierig, Pächter für dieses altehrwürdige Gebäude zu finden, in dem sogar eine Wohnung bereitgestellt wird? Das unabhängig von Corona veränderte Ausgangsverhalten der Gäste und der auch als Folge der Arbeitszeiten fehlende Wirtenachwuchs sind die Hauptgründe, so überstimmend die Meinung.

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August 30, 2020 at 07:08PM
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