Salmrohr ist ein Ortsteil der Gemeinde Salmtal, die insgesamt nur knapp 2400 Einwohner zählt. Im Fußball ist der hier beheimatete FSV Salmrohr weit über die Grenzen der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region hinaus eine besondere Nummer. Nun gelang dem Verein, für den einst der 1974er-Weltmeister Bernd Hölzenbein und Kaiserslauterns Bundesligalegende Klaus Toppmöller aktiv waren, auf kuriosem Wege die Rückkehr in die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar.
In der Saison 1986/1987 spielte man sogar eine Saison lang in der 2. Bundesliga, holte 1990 die Deutsche Amateurmeisterschaft und war jahrelang in der damals noch drittklassigen Regionalliga vertreten. Vor gut einem Jahr gelang dank zweier Treffer in der Nachspielzeit und des besseren Endes im Elfmeterschießen gegen die klassenhöhere TuS Koblenz der geradezu sensationelle Gewinn des Bitburger-Rheinlandpokals – und nun macht der FSV erneut von sich reden. Nach zwei Jahren in der Rheinlandliga schaffte das Team von Trainer Lars Schäfer im Nachgang zur coronabedingt abgebrochenen Saison die Rückkehr in die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar.
Da die Aufstiegsrunde nicht mehr stattfinden konnte, durfte aus der Verbandsliga Südwest ( FC Speyer 09 und der Erste Alemannia Waldalgesheim ) und dem Saarland (neben dem FV Eppelborn auch der FSV Jägersburg , Vize SC Halberg Brebach verzichtete) jeweils eine weitere Mannschaft aufsteigen. Im Rheinland war es mit Salmrohr hinter der SG 2000 Mülheim-Kärlich und dem TSV Emmelshausen sogar noch ein drittes Team – wegen Punktgleichheit wurde der FSV Nutznießer einer Härtefallregelung. Ein Entscheidungsspiel gegen die wegen der etwas besseren Tordifferenz auf Platz zwei liegenden Emmelshausener war wegen der Pandemie nicht möglich.
Beim Salmrohrer Vorsitzenden Christian Rauen ist die Freude groß. Die "Macht vom Dorf", wie sie sich beim FSV selbstbewusst nennen, ist dorthin zurückgekehrt, wo sie früher schon jahrelang vertreten war. Unaufgeregt geht Rauen aber die Planungen für die neue Runde an: "Trotz des Aufstieges werden wir jetzt keine Klimmzüge machen und uns im wirtschaftlichen Rahmen bewegen."
"Die Dorfgemeinschaft ist immer da, wenn sie gebraucht wird"
Immerhin ist dieser durch den neuen Trikotsponsor Technisat, ein Unternehmen aus der Unterhaltungselektronik und Informationstechnologie, und vertraglich vereinbarte höhere Zuwendungen anderer Werbepartner etwas größer geworden. Den zahlreichen Derbys in der Rheinlandliga trauert Rauen indes etwas nach. Stattliche Kulissen dürfte es aber nun zumindest in den Duellen mit dem ewigen Rivalen Eintracht Trier und einem anderen Ex-Zweitligisten, der TuS Koblenz, geben. Weil die Oberliga aufgrund des ausgesetzten Abstiegs auf 24 Mannschaften angewachsen ist, wird 2020/2021 in zwei Staffeln gespielt. Der FSV gehört der Nord-Gruppe an. Die sechs besten Teams kämpfen danach mit den Südvertretern um den Aufstieg, die anderen gegen den Abstieg.
Pokalsieg setzt Kräfte frei
"Der überraschende Rheinlandpokalsieg vor gut einem Jahr hat Kräfte bei uns freigesetzt, nachdem wir vorher noch fast abgestiegen waren", lässt Coach Schäfer durchblicken. Das DFB-Pokalspiel Mitte August gegen Zweitligist Holstein Kiel ( 0:6 ) entfachte zusätzliche Euphorie.
Ein Mann, der den Verein einst 28 Jahre lang führte und maßgeblichen Anteil am Aufstieg von der Kreisklasse bis in die Zweite Bundesliga hatte, ist immer noch ein Schrittmacher im Hintergrund: Peter Rauen. "Mein Vater kümmert sich mit unserem Sportlichen Leiter Karl-Heinz Kieren um die erste Mannschaft. Seine Erfahrung ist einfach riesig", unterstreicht Filius Christian. Lars Schäfer bezeichnet Rauen gar als "Koryphäe – er ist unverändert eine ganz wichtige Persönlichkeit im Verein".
Rauen senior war einst Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages und leitete ein Bauunternehmen. Dem FSV Salmrohr, für den er einst als Angreifer auch auf Torejagd ging, ist der 75-Jährige auch als Ehrenpräsident verbunden.
Aber nicht nur das gute Händchen und das Netzwerk der Familie Rauen sind Gründe für so manchen Erfolg in den vergangenen Jahrzehnten. "Die Dorfgemeinschaft ist immer da, wenn sie gebraucht wird. Der große Zusammenhalt ist ganz wichtig und motiviert auch mich enorm", betont Christian Rauen. Als es darum ging, das Salmtalstadion für ein deutsch-amerikanisches Freundschaftsfest oder für das DFB-Pokalspiel gegen Kiel auf Vordermann zu bringen, seien so Dutzende Helfer tagelang von morgens bis abends im Einsatz gewesen, um die Anlage auf Hochglanz zu bringen.
Anhänger des Dorfvereins aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich treffen sich auch regelmäßig zu Kaffee und Kuchen und ziehen dafür eigens ihre FSV-Trikots an. Fans, Interessenten und gar Helfer habe der FSV sogar weit über die Dorfgrenzen hinaus, so Rauen: "Wir zehren immer noch von unserer Zeit in der Zweiten Liga."
Wenn er irgendwo in Deutschland Urlaub mache, würden immer noch einige seinen Wohnort direkt mit dem Fußball in Verbindung bringen. Souveniranfragen aus allen Teilen der Bundesrepublik erreichen den FSV weiterhin – und aus alter Verbundenheit zu seiner "Jugendliebe" managt Marco Bader vom gut 200 Kilometer entfernten Düsseldorf aus die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, reist aber auch immer wieder nach Salmrohr, um den FSv vor Ort zu unterstützen.
Dank des nachträglichen Oberligaaufstiegs hat der FSV Salmrohr nun mal wieder für positive Schlagzeilen gesorgt. Die "Macht vom Dorf" scheint dank der besonderen Historie und des guten Zusammenhalts auch eine Etage höher zu einigem fähig zu sein.
July 06, 2020 at 04:00PM
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Salmrohr: Die "Macht vom Dorf" ist wieder da - Fussball.de
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