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Tuesday, July 21, 2020

„Das geteilte Dorf hält zusammen“ - F.A.Z. - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Wer in Brachttal lebt, der hat es schön. Die sechs Ortsteile der gut 5000 Einwohner zählenden Gemeinde am südlichen Rand des Vogelsbergs sind mit herrlicher Natur umgeben. An vielen Stellen gibt es wunderbare Ausblicke, und die Ortsteile wirken adrett und aufgeräumt. Doch die Gemeinde ist keine reine Idylle der Glückseligen am östlichen Ende des urbanen Rhein-Main-Gebiets. Immer wieder drücken Sorgen die Stimmung der Bewohner. Mal ist es die erhebliche Wasserentnahme aus dem Vogelsberg, um den Durst der Metropolregion zu stillen, mal ist es der Bau von Windrädern, die die Ausblicke, die Natur und die Bewohner in der Nähe stören.

Luise Glaser-Lotz

Die Brachttaler sind kritisch und streitbar, so setzten sie sich intensiv gegen den Bau einer großen Bahnbrücke über die Bracht am Ortseingang ein, als es um die Trassenfindung für den Ausbau der Bahnstrecke Hanau-Fulda ging. Mit der Entscheidung für die sogenannte Vorzugsvariante IV durch das Kinzigtal schien das Thema vom Tisch. Doch jetzt regt sich der Protest wieder in der Gemeinde, weil im Rahmen des Raumordnungsverfahrens, in dem die endgültige Streckenführung festgelegt wird, die Variante VII entlang der Ausläufer des Vogelsbergs wieder als eine Möglichkeit erscheint.

Protest gegen die „Monsterbrücke“

Schon ist im Gemeindehaushalt Geld eingeplant, falls Brachttal juristisch gegen die Bahn vorgehen müsste. Im Protest gegen die „Monsterbrücke“, wie das gefürchtete Bauwerk in der Kommune genannt wird, ziehen alle mit Bürgermeister Wolfram Zimmer (CDU) an einem Strang.

Bei dem aktuellen großen Aufreger in der Gemeinde ist das allerdings anders. Der Bürgermeister sieht sich einer Protestbewegung von mehreren hundert Hellsteinern gegenüber, deren Ärger sich in einer Kundgebung, auf Facebook, auf Transparenten und in offenen Briefen Luft macht. Es geht um die überfällige Sanierung der Brücke über den Reichenbach im Ortsteil Hellstein. Das Bauwerk wurde in den fünfziger Jahren errichtet und muss dringend instand gesetzt werden. Zuständig ist das Straßen- und Verkehrsmanagement von Hessen Mobil, denn es handelt sich um eine Landesstraße. Die Sanierung soll vor dem Winter erledigt sein, denn laut Hessen Mobil dringt Wasser über die schadhaften Stellen in die Brücke. Wenn das Nass gefriert, richtet es weitere Schäden an, die die Tragfähigkeit der Brücke gefährden könnten.

Überqueren nur zu Fuß

Etwa vier Monate soll die Sanierung dauern. Die Kommune wird nach den Worten Zimmers die Gelegenheit nutzen, um die Stützmauer in Verantwortung der Gemeinde zu erneuern. Insgesamt soll in die Reichenbachbrücke laut Zimmer rund eine Million Euro investiert werden.

Eigentlich sollte es diese Woche losgehen, doch der Baustart wurde um eine Woche verschoben, weil die beauftragte Firma die Großgeräte noch an anderen Stellen einsetzt. Nicht die Verschiebung verärgert die Hellsteiner, sondern die Tatsache, dass die Brücke während der Dauer der Arbeiten für den Autoverkehr gesperrt werden muss und keine für sie akzeptable Umleitung zur Verfügung steht. Nur Fußgänger können die Überquerung in dieser Zeit noch nutzen und Fahrradfahrer, wenn sie absteigen und schieben.




July 21, 2020 at 05:18PM
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